Mittwoch, 22. Mai 2024

Tier- und Umweltschutz: Eine unverblümte, inhaltlich dynamische Einleitung zum lebbaren kontemporären Veganismus

 Hi Leute,

wir haben Mittwoch den 22. Mai 2024 und ich nutz meinen Urlaubstag, um endlich den ersten versprochenen Content für diesen Blog zu schaffen. Schön, dass Ihr euch hierher verirrt habt und schon im Vorfeld Danke für die Aufmerksamkeit....

 

Eine unverblühmte, inhaltlich dynamische Einleitung zum lebbaren kontemporären Veganismus

Als Einleitung zu diesem gewaltigen Themenblog, den ich hier versuche zusammenzufassen, muss ich euch zuerst erklären, was ich unter Veganismus verstehe – nur damit wir auch vom gleichen sprechen. Denn in der breiten Öffentlichkeit fassen wir oft Veganismus lediglich als Ernährung ohne tierische Inhaltstsoffe zusammen und so gibt es auch viele Menschen, die sich als echte Veganer verstehen, wenngleich ihre Motive dazu darin liegen, dass ihnen tierische Lebensmittel nicht schmecken und sie sich deswegen für Lebensmittel ohne tierische Inhaltsstoffe entscheiden. Das spielt den eigentlichen Veganern, die meist aus Motiven des Tierschutzes eine solche Entscheidung treffen zwar in die Karten, Veganismus ist aber weit mehr als nur eine Frage von Ernährung, sondern verkörpert Ideale die im engen Zusammenhang mit Tierschutz, Umweltschutz und gesellschaftlicher Verantwortung stehen.

Veganismus ist in der Wahrnehmung der meisten Menschen crazy, unkonventionell und nicht lebbar. Das kann ich gut verstehen, weil ich in der Vergangenheit die Bewegung zu oberflächlich wahrgenommen habe und nach sechs Jahren ohne tierische Lebensmittel frustriert war, weil ich gesundheitlich und körperlich am Ende war und das Gefühl hatte mit meinem Lebensstil wenig zu erreichen. Erst vor ein paar Wochen – ich war grad dabei meine Vergangenheit mittels Schreiben aufzuarbeiten – hab ich mich dazu entschlossen wieder ehrlich mir selbst gegenüber zu sein und wieder fokussiert Veganismus zu leben....

Wenn ich euch in den nächsten paar Absätzen vollquatsche, erhoff ich mir davon, dass auch ihr vom falsch gelebten Veganismus nicht frustriert werdet, sondern im richtigen aufgeht und mit ihm glücklichere, zufriedenere Menschen werdet. Ich nerv euch dazu kurz mit einer elendig langen, aus dem Englischen übersetzten, wordy Eigendefinition. Bitte durchhalten😋:

Kompromissloser Veganismus ist eine ethische Bewegung und ein philosophischer (oder zumindest ideologischer) Zugang [zur Welt], der sich von jeglichem Verhalten distanziert, dass durch die eigenen, bewussten, mikropolitischen Entscheidungen dazu führt, dass Tiere unnötig Leid erfahren. Mir ist bewusst, dass auch Pflanzen messbare Gefühle haben – Tatsache. Doch aus dieser Hölle habe ich bislang keinen Ausweg gefunden. Veganismus nimmt die Gefühle von Pflanzen aus der Gleichung heraus und auch ich tue das, wenn ich über das Thema publiziere und – wie eben hier – "prädige". Egal. Die ideale Motivation Veganer*in zu werden basiert auf dem Respekt gegenüber Leben und ist bedacht auf die Gefühle anderer Lebewesen. Veganismus ist in der Praxis mit Sicherheit immer ein Kompromiss, aber es gibt unendlich viele Dinge, die jedes einzelne Individuum tun kann, um auf die richtige Spur zu kommen und damit Veganismus in der realen nicht so utopischen Welt zu praktizieren. In einem bejahenswerten Leben sind wir Tierschützer, Umweltschützer und Philanthropen. Wir ernähren uns tierschützend, umweltschützend, nachhaltig, mitfühlend und gesund – und ein Veganismus der dauerhaft sinnvoll und nicht frustrierend sein will, muss all das zugleich sein.

Okay... So hart war's nicht. Oder?

Wenn ich solche Zeilen versuche an den Mann oder die Frau zu bringen, treff ich natürlich auf Wiederstand. Diesen Wiederstand nennt der diplomierte Wissenschaftler im Fachjargon meist Arschloch. Ich möchte meine Ausführungen hier nicht zu sehr wissenschaftlich formulieren und stattdessen einfachere Sprache verwenden: Wenn Leute so tun als würden sie nicht wahrnehmen, dass auch Tiere leiden oder Tiere mit dem Label Nutztier unterm Ohr ausbeuten oder – noch schlimmer – Tierleid gekonnt ausblenden und sich am Leid der Tiere belustigen, dann rechtfertigt das für mich all die scheinbar überdrehten Aktivisten, die mit Megafon, Plakaten und Schreckbildern durch die Straßen laufen und versuchen den vorwiegend ignoranten Teil unserer Gesellschaft wachzurütteln. Ich mach das zwar anders, weil die Jungs und Mädls mit ihrer Art nach wie vor wenig Erfolg dabei haben die breiten Masse zu überzeugen, aber ich bin extrem stolz auf diesen überschaubaren Haufen, wenn sie's versuchen. Und die echten Spinner, durch die wir uns belästigt und genervt fühlen sollten, sind in Wahrheit alle anderen.

Die breite Masse in Österreich – und meine Perspektive ist weitgehend Österreich-zentriert ausgelegt....beruhigt ihr scheinheiliges Gewissen mit der Annahme, dass Österreich im internationalen Vergleich ein fortgeschrittenes Land sei: So gibt es etwa in Spanien noch immer Stierkämpfe und nicht nur volksverblödete, konservative Spanier*innen amüsieren sich dort am Tierleid. Auch Touristen gehen zu Stierkämpfen "for the experience". Ich will hier wieder das Fachjargon vermeiden. Nur so viel: Wenn ihr mit Spanier*innen in Spanien eine Konversation über Stierkämpfe führt, dann fängt die Diskussion mit "Ich sehe darin nichts schlimmes und ich finde es unterhaltsam" an und endet mit einer Aussage, die ich auch in Österreich eigentlich jeden entgegenstelle, wenn es mir mit gewissen Leuten zuviel wird: "Das ist ein freies Land. Wenn dir was nicht passt, kannst du dich jederzeit wieder verpissen". Tolle Aussage; ausländerfeindliche Menschen schwören drauf, funktioniert aber auch bei Österreichern in Österreich. Anyway. Die Spanier*innen seh ich hier als verlorenes Volk und auch meine Bemühungen Touristen, die ihre Kohle in Stierkämpfe investieren zu "bekehren", waren fruchtlos. Um den Frust über diese furchtbaren Menschen ein wenig zu kompensieren, erzähl ich euch zur Auflockerung einen Witz, den mir mein Vater vor über zwanzig Jahren erzählt hat. Vielleicht hilft das ein wenig. Here we go:

Ein kulturinteressierter Tourist entschließt sich seinen hartverdienten Urlaub an der Südküste Spaniens, im sonnigen Andalusien zu verbringen. Er kommt in eine wunderschöne, kleine Stadt, die nach den Blumen duftet, die man in jeder noch so engen Gasse an den Fensterbänken montiert findet. Fasziniert von der Schönheit der Stadt verbringt er den halben Tag nur damit durch die schattigen Gassen zu spazieren. Doch irgendwann wird er hungrig und sucht nach einem typsichen spanischen Lokal, wo er in die Kulinarik dieser idyllischen Kultur eintauchen kann. Direkt vor einer Stierkampfarena wird er fündig. Vor dem Eingang eines putzigen kleinen Restaurants ließt er auf einer schwarzen Tafel "Especialidad del día, 10 euros"(dt Spezialität des Tages, 10 Euro). Gespannt darauf was ihn erwartet, setzt er sich auf die sonnendurchflutete Terasse des Restaurants und wartet auf den Kellner. Der kommt schon bald an den Tisch und fragt: "Was darf ich Ihnen bringen?" Der Mann antwortet prompt: "Einmal la especialidad del día, por favor". Der Kellner kommt nach kurzer Zeit mit einem riesigen Teller zurück; und auf dem Teller dampfen, in Sahnesauce ertränkt, zwei riesige Stiereier. "Buen aprovecho," sagt der Kellner, "wir bekommen die Ware jeden Tag frisch geschlachtet vom Nachbarn". Unser Tourist bewundert die Speise und freut sich tierisch. Er nimmt Messer und Gabel und verzerrt das Meisterwerk. "Köstlich, unvergeleichbar. Das bestell ich morgen wieder", denkt er sich. Und so verbringt er den nächsten Tag gleich wie den vorhergegangenen. Er spaziert durch die nach Blumen duftenden Straßen und besucht noch einmal das gleiche Restaurant. Wieder fragt der Kellner: "Was darf ich Ihnen bringen?" und wieder antwortet unser Tourist "La especialidad del día, por favor". Und wie am Tag zuvor serviert ihm der Kellner bald darauf einen großen Teller mit dampfenden in Sahnesauce ertränkten Stiereiern". Nachdem unser Tourist auch diese Portion verschlingt, denkt er sich "Wahnsinn. Das könnt ich jeden Tag essen". Und so entschließt er sich auch am nächsten Tag nach einem langen, ausgiebigen Spaziergang durch die nach Blumen duftenden Straßen im selben Restaurant zu speisen. "Was darf's heute sein?", fragt ihn wie immer der Kellner. "Natürlich la especialidad del día, por favor", erwidert unser hungriger Tourist. Noch schneller als an den Tagen zuvor, kommt der Kellner wieder mit einem großen Teller und serviert ihn am Tisch. Unser Tourist schaut auf den Teller und fragt irritiert: "Warum ist die Portion heute so klein? Und warum Oliven?". Draufhin der Kellner: "Lo siento, Señor, heute hat der Stier gewonnen"...

Okay, das nur zur Auflockerung. Es soll ja auch gelacht werden. Die spanischen Tierkämpfe sind natürlich eine Frechheit, die in Europa seines gleichen suchen und deswegen täten auch unsere Politiker im Europaparlament gut daran ihren spanischen Kollegen in Sachen Tierschutz mal ordentlich auf die Füße zu steigen. Wenn man in manchen Arenen Konzerte anstatt Stierkämpfe stattfinden lässt, ist das zwar ein Anfang. Es braucht aber konkrete Gesetze europaweit, um diesen Grausamkeiten ein Ende zu machen. Außerhalb Europas ist die Situation noch grausamer und wir finden im Netz Videos in zeitgemäßer Bildauflösung aus Lateinamerika, wo Hunde bei lebendigen Leib gehäutet werden und dann heulend und langsam unter Höllenqualen verrecken.

In unserer Art wie wir Menschen Tiere behandeln, zeigt sich, dass wir nicht nur eine Distanz zum lebenden Tier haben, sondern alles dafür tun, um zu zeigen, dass ein Tier kein Recht auf Würde haben und sogar zur Huldigung der menschlichen Species grausam behandelt werden soll. Auch extreme Anhänger der etablierten monotheistsichen Religionen, die den Menschen über dem Tier sehen, quälen Tiere, etwa wenn sie Rinder beim Schlachten langsam und qualvoll ausbluten lassen, um ihr Fleisch kosher oder halal zuzubereiten.

Das soll uns aber nicht zu hirnlosen Judenfeinden machen. Es soll uns in keiner Weise dazu mutmachen die Shoa, die vor 70 Jahren auch bei uns in Österreich stattfand, mit Tierquälerei von heute zu vergleichen. Nur zur Erinnerung – als Österreicher habe ich, gleich wie jeder Deutsche, hier historische Verantwortung und ich muss darauf betonen, dass es zur Shoa keinen gültigen Vergleich geben kann. Kein Vergleich mit der Shoa ist so diskussionswürdig als dass man hier relativieren könnte. Wir Schwabos haben damals über 6 Millionen unschuldige, hilflose, herzensgute, liebevolle Menschen in Konzentrationslager verschleppt, sie dort zum Teil verhungern lassen, und sie oft auch auf engstem Raum im Dreck leben lassen bevor wir sie erstochen, kaltblütig erschossen oder in der Gaskammer elendigst ersticken ließen. Natürlich haben wir auch ihre Wertgegenstände genommen und alles was wir verwerten konnten, wie etwa Goldzähne, zu Münze gemacht. Die Liste der Grausamkeiten geht ins Endlose und unsere Gier nach supremacy haben wir Menschen in Österreich bis zum heutigen Tag nicht abgelegt.

Speziell Österreich hatte immenses Glück, dass die Gewinner des zweiten Weltkriegs Österreich nicht als Naziland sondern als erstes Opfer der Nazis verstanden. Judenhass und Xenophobie sind auch heute noch ein Problem, weil anscheinend die antisemitismus-prädigenden Opas dieser Welt nicht aussterben und ihren Hass weiterhin verbreiten; das aber ein weltweites Phänomen. Die Aufklärung über die Grausamkeiten die vor 70 Jahren in unseren Breitengraden stattfanden und die Lehren die wir daraus ziehen, müssen weiterhin auf allen Ebenen der Gesellschaft verständlich gemacht werden. Die Versuche der jüdischen Weltbevölkerung zurückzugeben, was wir ihnen zu Zeiten der Shoa angetan haben, sind zwar notwendig, wirken aber angesichts des Wahnsinns der stattgefunden hat wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir müssen uns heute insofern glücklich schätzen, da wir nicht in dieser Zeit gelebt haben und wir bis heute – zumindest was den Umgang mit Menschen betrifft – dazugelernt haben. Der Vergleich mit der Shoa ist also schon – unabhängig davon was ich in den letzten Absätzen wiederholt habe – auch insofern unzulässig, weil diese unvergleichlichen Gräueltaten, auf die wir uns immer zurück besinnen müssen, um aus der Geschichte zu lernen, zu unserem heutigen "Glück" in der Vergangenheit liegen.

In europäischen Ländern wie Österreich und Deutschland werden heute "nur" noch Tiere wie der letzte Dreck behandelt, u.a. deswegen weil sich die meisten Menschen nicht als Spezisisten wahrnehmen und anders als die wenigen Menschen, die aus Geldmangel in der Fleischproduktion monotone Arbeit verrichten müssen, bestimmtes Tierleid nicht tagein tagaus beobachten. Auch die Mainstreammedien berichten kaum über Tierleid dieser Art. Etwa was die fleischproduzierende Industrie angeht: So werden etwa im Zuge der Zucht von Legehühnern männliche Küken täglich tausendfach am Fließband händisch von den Weibchen aussortiert, landen dann auf ein separates Laufband und werden dort an einer Öffnung einer großen Metallbox weitergeleitet. Die Öffnung der Metallbox befindet sich ganz oben, damit die Küken, die dort hineinkommen nicht wieder rausfallen. Die Küken fallen also vor der Befüllung der Box ganz nach unten in die Box und leben dort noch einige Zeit weiter. Auf die ersten Küken, die sich dann am Boden des Behälters befinden, fallen alle weiteren drauf und wenn die Box ungefähr zur Hälfte befüllt ist, sind die Küken, die sich ganz unten in der Box befinden entweder erdrückt worden oder auch an den darüber liegenden nachfolgenden Kükenmassen erstickt. Das dauert ein bißchen, weil es sehr lange dauert bis ein paar tausend Küken die Box füllen. Wenn die Box einiger Maßen voll ist, wird sie ganz verschlossen und die restlichen Küken werden vergast...

Wir Europäer*innen sind also bei genauerem Hinsehen um keine Spur besser als der Rest der Welt und wir haben mächtig viel Arbeit vor uns, wollen wir uns selbst irgendwann davon überzeugen, dass wir von Natur aus gut und liebenswürdig sind. Wir können einen Schritt in die richtige Richtung machen indem wir bessere, kreativere Veganer*innnen werden. Wollen wir die echten, bösartigen, großen Sturschädel dieser Welt langsam aber sicher ausbluten lassen, um unserem menschenverherrlichenden Weltbild gerecht zu werden, tun wir das indem wir den großen Industrien, allen voran den Tierfabriken, diese Rolle zuschreiben. Wehrmutstropfen hier für die Sadisten unter euch: Die Lösungen, die ich und auch viele andere Veganer hierzu vorschlagen, sind völlig gewaltfrei und auch die Menschen, die bislang von diesen Industrien profitierten, werden glücklich bleiben, weil sich auch ihre Kinder und Kindeskinder noch ein würdiges und schönes Leben leisten können werden.

Anyway, es sind also die großen, mächtigen Tiere, die wir als ebenbürtige Gegner empfinden sollten. Die Regel lautet also: Immer nach oben schlagen. Es hilft zum Beispiel nicht, wenn wir Kindern zu früh Veganismus aufdrängen, u.a. deswegen weil es bis dato, wenn wir etwa Ernährung thematisieren, nach aktuellen Stand der Wissenschaft keine gesunde, für Menschen im Wachstum ausreichende vegane Ernährung gibt eine vegane Ernährung während der Schwangerschaft, aber auch für die Kids selbst vom Säuglingsalter bis zum abgeschlossenen körperlichen Wachstum noch so viele Bedenken mit sich bringt, dass wir offen darüber diskuttieren sollten. Vegane Ernährung von der Schwangerschaft bis zum werdenden Erwachsenenalters ist möglich und es gibt dazu auch ausführliche wissenschaftliche Studien, die die Behauptung, dass man sich in diesen frühen Lebensphasen gesund vegan ernähren kann, mit Mitteln der Wissenschaft untermauern. Nach meinem aktuellen Wissensstand nehme ich es mir aber nicht heraus zu behaupten, dass man Menschen bis sie ausgewachsen sindin der Praxis einfach und ohne Bedenken vegan ernähren kann. Für die Ausarbeitung dieser speziellen Thematik würd ich einen kleinen Thinktank brauchen und wenn Ihr selbst zu dem Thema konstruktiv Erfahrung oder Meinung mit einfließen lassen wollt, könnt Ihr euch auf diesem Link(folgt noch heute) ansehen und durchlesen, worum's in einem extra Post gehen wird, der sich genau mit dem Thema "Vegane Ernährung von der Schwangerschaft bis zum Jugendalter" befasst.

Von der Thematik unabhängig muss ich mich als Tier- und Umweltschützer aber damit abfinden, dass wir für viele Problem noch nicht die idealen Lösungen kennen und anfänglich nicht alle Tiere, sondern nur die meisten, retten können. In dieser Wahrnehmung bin ich nicht Idealist sondern Utilitarist... vorerst zumindest.

Wir machen es uns aber auf jeden Fall zu einfach, wenn wir anfänglich schon diejenigen kritisieren, die in einer kapitalistisch orientierten Gesellschaft lohnabhängig sind und in der Regel schon jetzt ständig Kompromisse in ihrem Lebensstil eingehen müssen, weil sie am Ende des Monats die Miete zu bezahlen haben, bis dato auf eine Trickle-Down-Economy angewiesen sind und vielleicht die Industrien mit ihrer Arbeit unterstützen müssen, die wir – oder zumindest ich – aus der Welt haben wollen. Es wird Leuten wie mir (Ich lass das wir ab jetzt sein. Ihr könnt für euch selbst sprechen) in vielerlei Hinsicht schwer fallen die vielen anders geprägten Menschen von gewissen Ideen zu überzeugen, weil Parteien wie etwa die konservative Parlamentspartei ÖVP regelmäßig mit den tiefsten Ängsten der Menschen spielt, um sie zu manipulieren. Sie tun das zum Beispiel, wenn sie behaupten, dass Maßnahmen, wie ich und andere Veganer sie vorschlagen, zum Zusammenbruch unserer Wirtschaft führen würden und dauerhaft zur Verschlechterung unserer Lebensstandards führen würden. Das ist natürlich Bullshit; aber mich jetzt in aller Fülle darüber auszulassen, würd den Rahmen dieses schon viel zu langen Posts sprengen...

Deswegen zum Abschluss dieses Posts nur die zwei wichtigsten Überlegungen im Überblick:

Der große Fehler den wir machen, wenn wir uns die beängstigenden Narrative großer konservativer Politiker aufdrängen lassen, ist der, dass wir es uns zu einfach machen, wenn wir etwa zusammenfassend von der Wirtschaft sprechen und damit unsere Geldgeber als Erhalter unseres Wohlstands in einen Topf werfen. Das ist genauso einschränkend für unsere Auffassungsgabe wie die Narrative, in der wir die Ausländer als Scapegoats und Bösewichte benennen. Der Teufel liegt auch hier im Detail; the truth resists simplicity. Zugegeben, ich tu das selbst, wenn ich anfänglich von den großen Industrien spreche. Deswegen werd ich mich in zukünftigen Beiträgen noch mit Beispielen verständlich machen müssen. Anyway, verabschieden wir uns (1.) in unserem Mindset von der Wirtschaft. Verabschieden wir uns davon uns auch nur im Entferntesten von Slogans wie "Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut" leiten zu lassen und stellen wir uns stattdessen die Frage: "Wie muss die Wirtschaft in Zukunft gestaltet werden?" Die Antwort auf diese Frage ist zumindest für uns Tier- und Umweltschützer zur Abwechslung eine Leichte: Wir müssen die Unternehmen fördern, die Tier- und Umweltschutz nachweislich vorantreiben und die Unternehmen massig besteuern und gegebenfalls ihre Methoden verbieten, die nachweislich das Gegenteil tun – im kleinen mikropolitischen Setting des Individuums, genauso wie im großen, makropolitischen Setting einer parlamentarischen Demokratie.

Verabschieden wir uns (2.) vom Glauben unsere Lebensqualität vorrangig am GDP messen zu müssen. Die großen konservativen Parteien unserer Welt tun das oft noch heute, um ihre mittelalterliche Politik zu rechtfertigen. Wir selbstdenkenden Menschen können unsere Lebensqualität weit besser beurteilen, etwa indem wir der medial stark vernachlässigten Degrowth-Bewegung Aufmerksamkeit und Gehör schenken. Diese politische Strömung nimmt etwa "das selbstbestimmte Streben nach einem Leben in Würde" mit auf in die Gleichung und stellt unsere materialistische Prägung und eine Wirtschaft, die nur auf ständig neues produzieren von Gütern aus ist, in Frage. Mit dieser Strömung kann auch ein Minimal Lifestyle im Zusammenhang gebracht werden. Die Ideen dieses auf's Wesentliche im Leben reduzierten Mindsets bietet auch sinnvolle Lösungen für die weiter oben angesprochenen Menschen, die sich zu sehr von ihrem Einkommen abhängig fühlen und glauben sich nur mit dem herunterträufelnden Geldresten der großen Tiere helfen zu können. Ich selbst bin in vielerlei Hinsicht selbst noch mittendrin in diesem Irrglauben. Genauso wie meine lohnabhängigen Kolleg*innen sollte ich mir aber die Frage stellen, ob es sich auf Dauer weiterhin wirklich lohnt in Zukunft Full-time-jobs anzunehmen, die nur etablierte Massenindustrien finanziell stärken, die nachweislich unserer Umwelt, unseren Tieren und uns selbst schaden. Den Großteil der Zeit unseres kurzen Lebens verbringen wir dann damit gegen unsere eigenen Interessen zu handeln und zu arbeiten. Die religiösen Menschen von euch werden das zwar nicht verstehen, aber jede und jeder von uns hat nur ein Leben bevor alles vorbei ist. Deswegen sollten wir jedes einzelne Leben genießen, schätzen und respektieren. Genauso haben wir nur diesen einen Planeten und es steht uns nicht zu ihn weiterhin zu zerstören.

Damit zur Quintessenz dieses kurzen einleitenden Beitrags. Wir wissen nun, dass wir vorerst unser ethisches Leben am sinnvollsten gestalten – als Tier- und Umweltschützer genauso wie als lohnabhängige Proletarier – wenn uns bewusst ist, dass die großen Industrien, allen voran die Tierfabriken, die wesentlichsten Probleme unserer kontemporären Welt mit sich bringen.

In diesem Beitrag habe ich nun bereits philosophische Strömungen wie den Utilitarismus, den Minimal Lifestyle, die Degrowth-Bewegung und den Begriff "mikropolitisch" aus Schmid's Philosophie der Lebenskunst erwähnt. In den folgenden Posts gehe ich nochmal genauer auf diese und andere für uns Tier- und Umweltschützer relevanten Strömungen ein und erläutere damit im Zusammenhang welche Industrien vorrangig zu kritisieren und zu entkräftigen sind – und auf welche Art wir das im Kleinen bereits jetzt tun können. Spoiler alert: Auch die vegan-label-tragende Industrie steht dabei im Kreuzfeuer, vor allem wenn wir uns dem Plastikproblem, der Profitgier, dem Green-washing und Problemen unserer eigenen Gesundheit widmen.

Okay, ich hab gestern in der Früh mit dem Post angefangen. Mittlerweile haben wir den 23. Mai 😅 und ich denke, es wird Zeit schlafen zu gehen. Ihr lesefaulen Zeitgenossen habt mir aber auf jeden Fall sicher genug Zeit gewidmet. Das bißchen Aufmerksamkeit, das Ihr mir schenkt, wenn Ihr den Blog besucht, ist für mich Gold wert.

Ich hoff, ihr fühlt euch einigermaßen inspiriert und verstanden.

Alles Liebe 👹🌱🐌

Michael

 

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